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Warum komme ich nicht von ihm los?

 Viele, unaufgeklärte Menschen fragen sich, warum man als Opfer in missbräuchlichen Beziehungen bleibt, immer wieder zu dem Missbraucher zurück kehrt oder ihn wieder und wieder in sein Leben lässt.


Der Klassiker dafür ist die geprügelte Frau, die vor ihrem Mann in ein Frauenhaus flieht, sich aber  trotzdem immer wieder auf ihn einlässt
Oder die Frau, die immer wieder an gewalttätige Männer gerät, wie durch Zauberhand.

Dafür gibt es drei Erklärungsansätze:

1)
Traumatisierte Personen ziehen Personen an, die ein ähnliches Trauma haben.

Der Psychoanalytiker, Heinz Kohut, prägte in den 70èr Jahren den Begriff der "Kollusion", was ein unbewusstes Zusammenspiel zwischen Partnerwahl und Partnerkonflikt beschreibt.

Ross Rosenberg, ein amerikanischer Psychologe, nennt es "The Human Magnet Syndrome" .

In der Psychologie  nennen wir es auch das "Schlüssel-Schloß Prinzip" und das bedeutet das unbewusste Zusammenpassen von Reaktionspartnern wie der Schlüssel in ein Schloß. 

2)
Wenn Du immer wieder in problematischen Beziehungen landest, hast Du wahrscheinlich ein oder sogar zwei nicht verfügbare Elternteile gehabt !
Das können Eltern sein, die an einer Persönlichkeitsstörung oder einer Sucht leiden.
In Deiner Herkunftsfamilie gab es Gewalt, Kriminalität etc.

Es kann aber auch harmloser sein:
Du wurdest nur von einem Elternteil aufgezogen und dieser musste sehr viel arbeiten, hatte wenig Zeit für Dich.
Deine Eltern führten eine Zweckbeziehung und echte Liebe kam in diesem Konstrukt nicht vor.
Einer der Elternteile war krank oder ein Geschwisterkind war krank und stand deshalb ständig im Mittelpunkt.

Du verknüpfst in Deinen frühkindlichen Erfahrungen das Gefühl der Liebe mit dem, was Dir vorgelebt wurde !

In meinem ganz persönlichen Fall bedeutet das, dass einer meiner Elternteile eine Persönlichkeitsstörung hatte.
Meine Mutter war Narzisstin und wurde in der Folge davon Alkoholiker !
Mein Vater war Co-abhängig und hat sich von ihr , fast bis zur völligen Selbstaufgabe, tyrannisieren lassen !
Was glaubt Ihr, mit was für einer Definition von *Liebe* ich aufgewachsen bin ;-) ?

Auf die spätere Partnerwahl spielt das eine außerordentlich große Rolle !
Denn wir suchen uns "unbewusst" jemanden , der den selben "Stallgeruch" hat, wie wir !
Das ist auch der Grund, warum wir uns bei toxischen Menschen sofort wohl fühlen, uns alles so vertraut vorkommt !
Und dann re-inszenieren wir das, was für uns *Liebe* bedeutet und versuchen das, was uns als Kind nicht gelungen ist.
Wir wollen ein Happy End !
Wir wollen unseren nicht verfügbaren Elternteil im nachhinein verfügbar machen.

3)
Falsche Glaubenssätze

Das, was Dir als Kind bewusst oder unbewusst vermittelt wurde, spiegelt sich in Deiner späteren Partnerwahl wieder.
Sätze, wie:

Ich bin nicht gut genug.
Ich bin nur gut, wenn ich mich verhalte, wie es meine Eltern wünschen.
Ich bin eine Schande.
Ich bin das schwarze Schaf der Familie.
Ich bin schuld, dass es meiner Mutter oder meinem Vater so schlecht geht.

Aus diesen Gründen können wir später als Co-Abhängige enden, eine dependente Persönlichkeitsstörung entwickeln oder Liebessucht entwickeln !
In der Folge davon geraten wir immer wieder in ungesunde Beziehungen, werden ausgenutzt und geraten oft in Situationen, wo wir große Ungerechtigkeit erfahren !

Toxische Beziehungen machen süchtig !


Das Stockholm Syndrom


Dieser Begriff wird auf ein Geiseldrama in Schweden zurückgeführt.
In den 70`er Jahren wurde eine Bank in Stockholm überfallen und vier Angestellte wurden als Geiseln genommen.
Im Laufe der Zeit entwickelten die Geiseln eine Zuneigung zu den Verbrechern was dazu führte, dass sie sich mit ihnen solidarisierten und Angst vor der Polizei hatten.
Der Grund dafür :
Die Geiselnehmer behandelten die Geiseln nicht durchgängig schlecht.

Auch nach Beendigung der Geiselnahme empfanden die Geiseln keine negativen Gefühle, baten sogar um Gnade für die Täter und besuchten sie im Gefängnis.
Das Phänomen basiert auf dem Prinzip der sogenannten Umkehr, das man von der Schizophrenie und der Wirkung des Gehirnparasiten Toxoplasma gondii kennt, der durch Manipulation des Gehirns dazu führt, dass sich Tiere und Menschen bei Befall mit dem Einzeller zu ihren "Fress"-Feinden geradewegs magisch angezogen fühlen und sich ihnen - wie in diversen Experimenten (u.a. an Ratten und Flohkrebsen) gezeigt, bereitwillig ausliefern, um getötet bzw. gefressen zu werden. Im Zusammenhang mit dem Stockholm-Syndrom auffällig, ist bei Menschen auch die Verdrehung (exakte 1:1 Umkehr der Tatsachen), sofern es sich um Täter-Opfer-Verhältnisse handelt.

Kognitive Dissonanz

Bezeichnet eine Kluft zwischen Anspruch und Realität.
Du spürst, dass es nicht so ist, wie es scheint und möchtest diesen unangenehmen Zustand beenden !
Dissonanz Reduktion ist die scheinbare Lösung :-) .
Wir reden den Zustand klein, lenken uns ab oder suchen gezielt nach Informationen, die den Zustand in ein besseres Licht rücken.
Es geht darum, die Kluft zwischen Anspruch und Realität zu verringern oder gar zu eliminieren.

Zuckerbrot und Peitsche


Den Begriff kennt wahrscheinlich jeder und in einer missbräuchlichen Beziehung wird dieses Prinzip angewendet.
Würde sich ein Missbraucher permanent schlecht verhalten, könnte das Opfer einfach gehen.

Der Missbraucher schafft aber zwischendurch ganz gezielt schöne und einzigartige Momente !
Momente, die an den wundervollen Anfang der Beziehung erinnern.
Und so bekommt das Opfer immer wieder Hoffnung und verbleibt in dem missbräuchlichen Kreislauf !
Denn er kann doch so lieb sein und so hast Du ihn ja auch kennengelernt …

Es handelt sich hier, psychologisch gesehen, um intermittierende Verstärkung, Konditionierung und es gibt zahlreiche Experimente, die die Wirksamkeit dieses Prinzips belegen.

So gab es ein bekanntes Experiment an Mäusen, die Futterautomaten im Käfig hatten.
Durch Drücken eines Knopfes gab der Automat das Futter frei.
Die Mäuse lernten schnell.
Im Laufe der Zeit gab der Automat immer weniger Futter frei.
So hatten die Mäuse mal Erfolg, wenn sie den Knopf drückten und mal gingen sie leer aus.
Am Ende gab es überhaupt kein Futter mehr und die Mäuse drückten trotzdem weiterhin, wie besessen, den Knopf !

Hormone


Dein hormonelles Gleichgewicht gerät aus den Fugen je länger die Beziehung andauert.
Begonnen hat die Beziehung mit dem Love Bombing und Du befandest Dich in einer Art Rausch .
Die Beziehung verschlechtert sich immer weiter und Dein Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus.
Es folgt das Aus und danach die Wiederaufnahme der Beziehung.
Dopamin und Oxytocin werden wieder vermehrt ausgeschüttet...ein wundervoller Zustand ;-) .
Du empfindest Erleichterung !

Und der Kreislauf geht weiter...
Durch das ständige Wechselspiel der Hormone kann eine körperliche Abhängigkeit entstehen !
Du wirst süchtig nach Deinem Partner !

Pathologische Bindung an den Täter


Kinder aus traumatisierten Familien haben eine pathologische Bindung an Täter und Opfer !
Sie verhalten sich dem Täter gegenüber loyal, imitieren ihn und identifizieren sich mit ihm.

Die pathologische Bindung an das Opfer kann bedeuten:
Ich muss meine Mama, Papa, Geschwister beschützen !


Für das weitere Verständnis von Bindungsstörungen empfehle ich Euch, auch die Kategorie "Trauma" zu lesen.



Fazit:
ES IST KEINE LIEBE!

Wir dürfen erkennen, dass wir bei toxischen Beziehungen nicht von Liebe sprechen!
Der Missbraucher ist ohnehin nicht liebesfähig und war es noch nie. Der Gegenpart war bestimmt verknallt und hat eine lange Zeit geliebt aber wenn die Beziehung später zu einer Sucht wird, ist das KEINE Liebe mehr!

Viele Betroffene berichten sogar, dass sie ihren Partner am Ende gar nicht mehr mögen!
Eine Trennung ist dennoch, scheinbar, unmöglich und das wird mit Liebe verwechselt.

Wenn der "Tanzpartner" des Missbrauchers aufgrund seiner frühkindlichen Prägung ein ungesundes Bindungsverhalten hat und sich, in Folge davon, immer wieder in missbräuchliche Beziehungen begibt, ist es ebenfalls keine Liebe.

Es ist Bedürftigkeit!

Die ursprüngliche, unbewusste Intention, diese Beziehung einzugehen, ist pure Bedürftigkeit.

Ich möchte das missbräuchliche Verhalten des "Täters" nicht schönreden!

Aber meine Einschätzung ist, dass es keinen Täter und auch kein Opfer gibt.
Beide Protagonisten sind traumatisiert und haben die gleiche Ur-Wunde!
Sie entwickeln lediglich unterschiedliche Überlebensstrategien.
Der eine Part wird zum Missbraucher und der Gegenpart lässt sich missbrauchen.
Mit Liebe hat das nicht das geringste zu tun!

Je nach Art des Missbrauchers liegt sogar eine Hirnveränderung vor und dann können wir ohnehin nicht von Schuld sprechen.

Ich weiß, dass Ihr schlimmste Dinge erleben musstet und das diese Dinge nicht zu entschuldigen sind ABER bleibt bitte nicht in dem Opferstatus hängen!
Das bringt Euch keinen Schritt weiter!
Es bringt Euch nichts, den Narzissten, Psychopathen oder sonstig gestörten zu hassen.
Zieht Eure Konsequenzen und konzentriert Euch ausschließlich auf Euch und Eure eigenen Muster.
Nur so ist eine Veränderung möglich!

Wenn Ihr die Dynamik verinnerlicht habt, ist es einfacher, einen Cut zu machen.

Ihr könnt etwas verändern, der Narzisst kann das nicht!











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