Ein Thema, welches mit viel Leid und den Gefühlen von Hilflosigkeit und Ohnmacht verbunden ist.
Der Wunsch nach Bindung ist eines der Grundbedürfnisse eines jeden Menschen.
Dieses Bedürfnis stammt zum Teil tatsächlich noch aus der Steinzeit denn seinerzeit waren Einzelgänger kaum überlebensfähig.
Baby's und Kleinkinder sind selbstverständlich zwingend auf ihre Bezugspersonen angewiesen.
Sie sind nicht in der Lage, alleine zu überleben.
Die offiziellen Zahlen besagen, dass 50 % der Menschen ein sicheres Bindungsverhalten aufweisen.
Ich sehe diese Zahl als etwas zu optimistisch eingeschätzt an was aber daran liegen kann, dass ich in der Praxis fast nur Klienten mit einem gestörten Bindungsverhalten betreue .
Wir tragen unser erlerntes Bindungsverhalten ein Leben lang mit uns herum und agieren es in unseren Beziehungen aus.
Da wir, wenn wir kein sicheres Bindungsverhalten gelernt haben, fatalerweise oft Beziehungspartner anziehen, die uns unsere Problematik sehr genau spiegeln, ist das Leid vorprogrammiert.
Verlustängstler picken sich aus 100 Menschen zielsicher einen Bindungsängstler heraus und das Drama darf beginnen.
Bindungsangst und Verlustangst können, je nach Partner und Beziehungsdynamik, auch wechseln.
Liegt ein Bindungstrauma vor, kann man immer auch von einem unsicheren Bindungsverhalten ausgehen und das Gemeine ist, dass die Betroffenen durch das Trauma bereits ihr Leben lang massiv leiden und zusätzlich, als ob es nicht schon schlimm genug ist, zusätzliches Leid in ihren späteren Beziehungen erfahren .
Viele kommen irgendwann an den Punkt, wo sie einfach keine Beziehungen mehr führen aber der natürliche Wunsch nach Liebe, Zärtlichkeit, Nähe und Geborgenheit besteht weiter und man lebt kein erfülltes Leben.
Beziehungen sind jedoch unsere einzige Chance, unser Bindungsverhalten zu erkennen und zu verändern!
Viele Menschen haben im normalen Alltag und im Job gar kein Problem, sind selbstsicher und zufrieden.
In einer Beziehung mutiert aber (beispielsweise) manche "toughe Geschäftsfrau" im Laufe der Zeit zu einem kläglichen Abbild ihrer Selbst und hechelt ihrem emotional nicht erreichbaren Partner hinterher .
Wenn das öfter passiert, es also ein Muster ist, darf man das eigene Bindungsmuster einmal genau unter die Lupe nehmen.
Unsere Ängste können jederzeit bearbeitet und transformiert werden .
Es gilt, das eigene Selbstwertgefühl zu stärken und alte, negative Glaubenssätze zu verändern.
Trennungskompetenz zu entwickeln und das Setzen von Grenzen sind ebenfalls notwendig.
Statt alles dafür zu tun, damit es dem Partner gut geht, und viele gehen dafür weit über die eigenen Grenzen, sollte der Fokus auf das eigene Wohlbefinden gelegt werden und dadurch gelingt es viel besser, leidvolle Beziehungen zu verlassen.
Im Laufe der Zeit zieht man automatisch passendere Partner an.
Dennoch können alte Muster getriggert werden und daher sollte man den Partner informieren.
Wenn mein Trigger, zum Beispiel, das Gefühl ist, nicht wichtig zu sein und mein Partner meine WhatsApp ignoriert, kann das sehr schnell eskalieren.
Im Falle eines Bindungstraumas finden wir uns in einem emotionalen Flashback wieder und agieren aus einem Überlebensanteil heraus, der in dem Moment für logische Argumente nicht zugänglich ist.
Das rationale Denken ist in einem Flashback nicht möglich bzw. erst dann, wenn wir die Regulation unserer intensiven Gefühle gelernt haben.
Den Partner zu informieren, ist also sehr hilfreich.
Wirklich wichtig ist dazu der Umgang mit den eigenen Triggern und dazu schreibe ich demnächst etwas .
Mit etwas Arbeit ist es jedoch nicht nur möglich, eine schöne Beziehung zu führen - es ist sogar extrem hilfreich!
Denn Probleme, die im Kontext von Bindung entstanden sind, lassen sich am besten auflösen, wenn wir uns in einer sicheren Beziehung befinden.
Selbst Beziehungen in denen beide Protagonisten ein gestörtes Bindungsverhalten haben, können funktionieren - die Voraussetzung dafür ist absolute Ehrlichkeit und der Wunsch, etwas zu verändern.